Zusammenfassung
Auf dieser Seite finden Sie eine Zusammenfassung der Lehrveranstaltung.
Ich bin Ihnen allerdings noch eine Erklärung schuldig. In der Vorlesung erwähnte ich, dass es sich bei dem Joker (soweit man dies durch die popkulturelle Darstellung beurteilen kann) nicht um eine Person m.p.E. handelt. Aber machen Sie sich bitte ein eigenes Bild:
1. mindestens eines der folgenden Merkmale vorhanden sein:
A. Significant impairments in personality functioning. This is manifest in the areas of:
B. Pathological personality traits in the domains of:
1. Antagonism - characterized by:
2. Disinhibition - characterized by:
C. The impairments in personality functioning and the individual's personality trait expression are relatively stable across time and consistent across situations.
D. The impairments in personality functioning and the individual's personality trait expression are not better understood as normative for the individual‟s developmental stage or sociocultural environment.
E. The impairments in personality functioning and the individual' personality trait expression are not solely due to the direct physiological effects of a substance (e.g., a drug of abuse, medication) or a general medical condition (e.g., severe head trauma).
F. The individual is at least age 18 years.
Auf den ersten Blick scheint der Joker die Kriterien in Teil A und B zu erfüllen. Besonders kritisch erscheint allerdings E. Für eine Diagnose der antisozialen Persönlichkeitsstörung darf die Störung keinen physikalischen Grund haben. Dies scheint aber der Fall zu sein:
Einen Hinweis auf den Ausschluss dieses Kriteriums liefert Alan Moore's "The Killing Joke": Auf der Flucht vor Batman springt der Kriminelle, welcher später zum Joker wird, über eine Brüstung in ein Becken voller Chemikalien. Beim Auftauchen ist die Haut weiß gebleicht, die Haare grün und die Lippen rot... Sofern wir davon ausgehen, dass die Chemikalien nicht nur das Aussehen sondern auch das Gehirn des Jokers verändert haben, muss dieses Diagnosekriterium verneint werden.
Anhand dieses Beispiels wird deutlich, wie schwierig das Stellen der Diagnose einer psychischen Erkrankung ist. Die gute Nachricht ist: als Polizeibeamter müssen Sie das gar nicht! Sie sollten aber erkennen, wenn mit einer Person etwas nicht stimmt und sie nicht mehr voll "funktionsfähig" ist - die Person also an einer psychischer Erkrankung leidet. Ihr Auftrag in diesem Fall: Protect & Serve!
Im Kontaktfall mit Personen m.p.E. denken Sie bitte an Folgendes:
Handout
Das Handout zur Lehrveranstaltung (1 DIN-A4 Blatt mit allen wichtigen Infos) finden sie hier:Ein unglaublich farbenfrohes Handout |
Die Diagnose von psychischen Erkrankungen
Des Weiteren haben Sie sicherlich bemerkt, dass wir in der Lehrveranstaltung nicht weiter auf die Diagnosekriterien von psychischen Erkrankungen eingegangen sind. Ein tiefergehendes Verständnis für psychische Erkrankungen ist sicherlich hilfreich, doch haben Sie auch erkannt, dass das Stellen einer Diagnose vor Ort keine einfache Sache ist (auch nicht für einen Psychiater oder einen klinischen Psychologen). Die Diagnosen für psychische Erkrankungen sind im ICD-10 bzw. dem DSM5 aufgeführt und werden dort "Störungen" (engl.: disorder) genannt. Das ICD-10 befindet sich aktuell in der Revision, d.h. Störungen werden teilweise umdefeniert, neu geclustert und Kriterien für eine Diagnose verändert. Das DSM wurde bereits vor zwei Jahren einer Revision unterzogen. Sie sehen: Störungen sind sozial konstruiert; sprich: wer "gestört" und wer normal ist, ist eine Definitionsfrage... Gleiches gilt übrigens auch für den Unterschied zwischen psychischer Erkrankung und psychischer Störung. Es existiert keine einheitliche Definition bzw. klare Abgrenzung voneinander.Ich bin Ihnen allerdings noch eine Erklärung schuldig. In der Vorlesung erwähnte ich, dass es sich bei dem Joker (soweit man dies durch die popkulturelle Darstellung beurteilen kann) nicht um eine Person m.p.E. handelt. Aber machen Sie sich bitte ein eigenes Bild:
These: Der Joker ist nicht psychisch krank
Jared Leto als der Joker in "Suicide Squad" |
Schizophrenie? Eher nein!
Für eine Diagnose einer Schizophrenie nach dem DSM5 müssten zwei der folgenden fünf Symptome (darunter eines aus den ersten dreien) vorliegen:- Wahnvorstellungen
- Halluzinationen
- disorganisierte Sprache
- disorganisiertes oder katatonisches Verhalten und
- negative Symptome
1. mindestens eines der folgenden Merkmale vorhanden sein:
- Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung, Gedankenentzug oder Gedankenausbreitung
- Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten, deutlich bezogen auf Körper- oder Gliederbewegungen oder bestimmte Gedanken, Tätigkeiten oder Empfindungen; Wahnwahrnehmung
- kommentierende oder dialogische Stimmen, die über das Verhalten des Patienten reden oder untereinander über ihn diskutieren, oder andere Stimmen, die aus bestimmten Körperteilen kommen
- anhaltender kulturell unangemessener, bizarrer und völlig unrealistischer Wahn, wie der, das Wetter kontrollieren zu können oder mit Außerirdischen in Verbindung zu stehen
- Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität, täglich während mindestens eines Monats, begleitet von flüchtigen oder undeutlich ausgebildeten Wahngedanken ohne deutlichen affektiven Inhalt oder begleitet von langanhaltenden überwertigen Ideen.
- Neologismen, Gedankenabreißen oder Einschiebungen in den Gedankenfluss, was zu Zerfahrenheit oder Danebengehen führt.
- katatone Symptome wie Erregung, Haltungsstereotypen oder wächserne Biegsamkeit (Flexibilitas verena), Negativismus, Mutismus und Stupor.
- "negative" Symptome wie auffällige Apathie, Sprachverarmung, verflachte oder inadäquate Affekte (Es muss sichergestellt sein, dass diese Symptome nicht durch eine neuroleptische Medikation verursacht wurden.)
Psychopathie? Keine Diagnose!
Die Frage, die sich hier stellt ist: Wann ist jemand ein Psychopath? Unter Psychopathie wird eine schwere Form der antisozialen Persönlichkeitsstörung verstanden, die in ihrer Ausprägung die genannte Persönlichkeitsstörung übertrifft. In den Klassifikationssystemen DSM5 und ICD-10 ist diese Diagnose allerdings nicht enthalten (!!!). Psychopathie wird nicht dichotom (also vorhanden oder nicht vorhanden) gemessen - sondern auf einer Skala (Hare Psychopathy Checklist - Revised). Demnach wird gemessen wie "psychopathisch" eine Person ist (Wert auf der Skala). Wann dies nicht mehr der Norm entspricht ist auch hier wieder eine Definitionsfrage. Technisch gesehen kann die Diagnose "Psychopath" nicht gestellt werden.
Antisoziale Persönlichkeitsstörung? Wohl auch nicht...
Am ehesten kommt wohl die Diagnose der "Antisozialen Persönlichkeitsstörung" gemäß des DSM5 in Betracht. Die Kriterien hierfür sind (hier auf Englisch, da ich leider kein deutschsprachiges DSM5 vorliegen habe - ich hoffe Sie verzeihen mir):A. Significant impairments in personality functioning. This is manifest in the areas of:
- Identity: Ego-centrism and a self-esteem derived from personal gain, power, or pleasure.
- Self-direction: Goal-setting based on personal gratification and an absence of pro-social internal standards resulting in failure to conform to lawful or culturally normative ethical behavior.
- Empathy: Lack of concern for feelings, needs, or suffering of others and a lack of remorse after hurting or mistreating another.
- Intimacy: Incapacity for mutually intimate relationships, as exploitation is a primary means of relating to others, including by deceit and coercion as well as the use of dominance or intimidation to control others.
B. Pathological personality traits in the domains of:
1. Antagonism - characterized by:
- Manipulativeness: Frequent use of subterfuge to influence or control others and the use of seduction, charm, glibness, or ingratiation to achieve one's ends.
- Deceitfulness: Dishonesty and fraudulence.
- Callousness: Aggression, sadism, a lack of concern for feelings or problems of others and a lack of guilt or remorse about the negative or harmful effects of one's actions on others.
- Hostility: Persistent or frequent angry feelings, vengeful behaviour and anger or irritability in response to minor slights.
2. Disinhibition - characterized by:
- Irresponsibility: Disregard for, and failure to honor, financial and other obligations or commitments.
- Impulsivity: Acting on the spur of the moment in response to immediate stimuli and without a plan or consideration of outcomes.
- Risk taking: Thoughtless initiation of activities to counter boredom and engagement in dangerous, risky, and potentially self-damaging activities, unnecessarily and without regard for consequences.
C. The impairments in personality functioning and the individual's personality trait expression are relatively stable across time and consistent across situations.
D. The impairments in personality functioning and the individual's personality trait expression are not better understood as normative for the individual‟s developmental stage or sociocultural environment.
E. The impairments in personality functioning and the individual' personality trait expression are not solely due to the direct physiological effects of a substance (e.g., a drug of abuse, medication) or a general medical condition (e.g., severe head trauma).
F. The individual is at least age 18 years.
Auf den ersten Blick scheint der Joker die Kriterien in Teil A und B zu erfüllen. Besonders kritisch erscheint allerdings E. Für eine Diagnose der antisozialen Persönlichkeitsstörung darf die Störung keinen physikalischen Grund haben. Dies scheint aber der Fall zu sein:
Einen Hinweis auf den Ausschluss dieses Kriteriums liefert Alan Moore's "The Killing Joke": Auf der Flucht vor Batman springt der Kriminelle, welcher später zum Joker wird, über eine Brüstung in ein Becken voller Chemikalien. Beim Auftauchen ist die Haut weiß gebleicht, die Haare grün und die Lippen rot... Sofern wir davon ausgehen, dass die Chemikalien nicht nur das Aussehen sondern auch das Gehirn des Jokers verändert haben, muss dieses Diagnosekriterium verneint werden.
Chemikalienbad: Don't try this at home! |
Anhand dieses Beispiels wird deutlich, wie schwierig das Stellen der Diagnose einer psychischen Erkrankung ist. Die gute Nachricht ist: als Polizeibeamter müssen Sie das gar nicht! Sie sollten aber erkennen, wenn mit einer Person etwas nicht stimmt und sie nicht mehr voll "funktionsfähig" ist - die Person also an einer psychischer Erkrankung leidet. Ihr Auftrag in diesem Fall: Protect & Serve!
Im Kontaktfall mit Personen m.p.E. denken Sie bitte an Folgendes:
- It's not him (kein antisozialer Krimineller aka "Joker") - sondern eine Person mit einer psychischen Erkrankung
- Die Person braucht Hilfe!
- Be a "Task Force XX" Hero: Distanz, Zeit und Empathie sind die Kernelemente, die ein gewaltfreies Lösen der Situation wahrscheinlicher machen.
Be a "Task Force XX" Hero! |